Unmögliche Besuche in Auxonne
 


1. Tag Anreise

Wie überall auf dem Erdball war das Frühjahr stark geprägt durch die Einschränkungen, die wir Alle und Überall hinnehmen mussten.

Dem fielen in diesem Jahr auch so viele vorgesehene Fahrten nach Auxonne zum Opfer. So war es uns nicht möglich, zu Ostern oder zum 1. Mai 2020 zum Boot zu reisen.


                                                      




Um so erfreuter waren wir, als die ersten positiven Meldungen eintrafen. Die BRD stellte die regelmäßigen Grenzkontrollen ein und kontrollierte nur noch stichprobenartig, Luxembourg öffnete den Zugang ohne Auflagen und verzichtete ganz auf die Einreisekontrollen gemäß dem Schengenabkommen.





Mit ein Grund, uns mit einer Arbeitserlaubnis über die Grenze zu wagen, hatten wir doch einige wichtige Arbeiten auf dem Boot zu verrichten, die, um größere Schäden zu verhindern, eigentlich nicht aufgeschoben werden konnten. Wie war die Bordspannung, nachdem beim letzten Besuch vor nun drei Monaten eine der Batterien ausgefallen war?





Das Tanken in Potaschbierg verlief, mit Ausnahme der Schutzbedeckung im Gesicht, genauso wie immer, die Schutzwände aus Plexiglas an den Kassen taten ihr Weiteres. Hier konnte ich nun auch endlich den Gutschein für die Wagenwäsche einlösen, der Ende Juni abzulaufen drohte.







Streng an die Geschwindigkeitsregeln haltend, ich wollte auf keinem Fall auffällig und dann wegen einer leichten Übertretung aus dem Verkehr gezogen werden, ging es über Thionville, Metz und Nancy in Richtung der bezahlten Autobahn. Dort, an der Péage von Gy, erwarteten wir eine mögliche Kontrolle, da hier fast regelmäßig Kontrollen von Gendarmerie oder Douane anzutreffen waren.


 


Wenig Verkehr auf der Autobahn ließ uns gut durchkommen, auch wenn ich kaum über dem Tempolimit fuhr. Unterwegs beobachteten wir nur zwei weitere Autos mit deutschem Kennzeichen, eine Handvoll Holländer und ein paar Belgier waren noch unterwegs.







2. Tag Einkaufen und erste Arbeiten




Jetzt hatten wir die erste Nacht an Bord überstanden und freuen uns auf das, was da nun kommt.














Wir kamen uns schon ziemlich komisch vor, begegneten uns doch viele Leute im Laden, die uns irgendwie anzustarren schienen. Wie auch immer, wir hielten uns an die Vorgaben.








Zurück an Bord ging es dann ans Einräumen. Danach konnte das Handwerkeln beginnen. Zuerst wurde ein Spender für Desinfektionsmittel montiert. Der hatte aber nichts mit der aktuellen Lage zu tun, sondern war bereits im letzten Jahr vorgesehen gewesen. In den Häfen und in den Schleusen kommt man zu oft mit verschmutztem Wasser in Kontakt, da würde etwas Hygiene ganz gut tun.


















Danach ging es in den Untergrund.


Die beschädigte Batterie wurde ausgebaut und durch eine neue Batterie ersetzt.


Dafür mussten allerdings die Anschlüsse an der Batterie etwas geändert werden, da sie etwas anders angebracht waren.

















Und zum Schluss an diesem Tag wurde noch der neue MPPT Solarladeregler eingebaut, der den alten Solarregler ersetzte, der aber nicht defekt war.




Die MPPT-Ladetechnik erhöht die Stromausbeute, insbesondere bei bedecktem Himmel oder bei diffusen  Lichtverhältnissen am Morgen oder zur Abendzeit.













3. Tag Schlechte Nachricht


Heute Morgen erreichte uns die Nachricht vom Ableben meines Schwagers, das sich leider über längere Zeit angekündigt hatte.


Trotzdem sind wir sehr betroffen und auch fassungslos.


Und durch die blöden Coronaumstände gibt es nur eine Trauerfeier mit eingeschränktem Zugang.

Wie bei Helgas Mutter, die uns im April verlassen hatte.































Unser neuer und wichtiger Freund an Bord hat seinen (vielleicht erst vorläufigen) Platz bekommen.















4. Tag



Am Abend war es sehr regnerisch geworden. Das hatte zur Folge, das entlang der Anschlussleitungen der Solarpanelle Wasser eindrang, im Salon tropfte es leicht.



Da neue Panelle geplant sind, muss die Leitungsdurchführung mit dem Einbau dann neu abgedichtet werden.


Der Umbau vom Cockpit ist fertig, sieht gut aus, oder?

















Unser Doppelhorn wurde zerlegt und die Kontakte gereinigt, jetzt krächzt es nicht mehr so und hat wieder einen schönen Klang.


















Unten im Boot wurde die Montageplatte, auf der die neue Dieselheizung montiert wurde, thermisch vom Holzuntergestellt entkoppelt.


Die Temperaturen, die ich nachher im Betrieb dort messen konnte, lagen deutlich unter den Werten, als sie noch direkt auf dem Holz stand.




















Die Arbeiten waren erledigt, jetzt konnte man die Sonne genießen.





















Manchmal sah der Himmel kurzzeitig sehr bedrohlich aus, aber meistens legte sich das sehr schnell und es blieb trocken.






















Ein Hinweisschild, das auf den temporären Hafenmeister Pete hinweist, der seine Sache aber sehr gewissenhaft und sehr umsichtig macht.


















Am nächsten Tag machten wir dann unsere erste Ausfahrt, die Saône hoch zu einem unserer Schattenplätze.

























Das veranlasste mich dazu, nicht unten am Altarm zu lagern, sondern über die Schleuse Poncey hinaus den Fluss noch etwas zu folgen.




















Hier lagen wir optimal, neben einer Wiese, in der Ferne konnte man auch Kühe beobachten, kein Mensch um uns herum.





















Von unten kam aus der Schleuse auch kein weiteres Boot nach. Wir waren komplett unter uns.






















Wir trauten unseren Augen nicht, von oben kam ein Boot zu Tal.


Wir markierten das sofort im Kalender.


















Und die ersten Tage unserer "Sommerurlaubs" in Frankreich verbrachten wir zu Hause auf dem Balkon, immer wieder mit einem Auge auf die Webcam im Port Royal schielend, das andere Auge verfolgte auf den einschlägigen Nachrichtenseiten das Geschehen. Von Vorteil war einzig die Tatsache, das ich die Zeit nutzte, um an meinem dritten Buch weiterzuschreiben, das ich kurz zuvor begonnen hatte.







Und in Frankreich gab es zu den ersten Lockerungen der Ausgangssperren dann die Wiederherstellung der Freizügigkeit des Aufenthaltsortes ab dem 2. Juni 2020.





Mit den nötigen Papieren ausgestattet begaben wir uns auf unsere Fahrt ins Ungewisse. Die erste Etappe verlief, wie vermutet, ohne Probleme. Bei der Einreise nach Luxembourg konnten wir weder auf der deutschen noch auf der luxemburger Seite irgendwelche Kontrollstellen erblicken.





Voller Skepsis ging es dann auf die zweite Etappe in Richtung nach Frankreich. Hier rechneten wir auf jeden Fall mit Kontrollen auf dem Weg runter bis nach Metz. Aber weit gefehlt, weder an der eigentlichen Grenze noch an den nächsten Abfahrten, an denen wir hätten zurückgeschickt werden können, waren irgendwelche Kontrollstellen zu sichten.





Nichts. Einfach nichts. Über die Telepéagespur buchten wir uns ins System ein und waren auf der Endetappe angekommen. Einzig auf dem Autobahnring von Metz dachte ich kurzzeitig, unsere Reise würde Enden, kamen doch zwei Kradfahrer von hinten angeeilt, die auch ins Fahrzeug schauten, uns dann aber nur Überholten und weit vor uns ein anderes Auto mit Blaulicht aus dem Verkehr zogen.





Erleichtert trafen wir dann um 15:45 Uhr am Hafen ein. Dort konnten wir an Bord feststellen, dass unsere Befürchtungen umsonst waren, alle Systeme an Bord waren in Ordnung und die neu abgedichtete Scheibe am Oberlicht hatte dem Regenwasser auch standgehalten.

Aber das hätte auch anders kommen können.






Einkaufen. Einkaufen musste sein, fehlte uns doch ein paar wenige Sachen, die wir gerne genossen hätten. Also ging es zum Shoppen in einen der drei ortansässigen Tempel. Brav, wie von zu Hause gewöhnt, orderten wir ein Chariot, setzten unseren Gesichtsschutz auf und erstürmten die heilige Konsumhalle.

Aber was das?

Obwohl am Eingang, so wie bei uns auch am ausgeschildert, trugen im Laden die wenigsten Kunden eine Gesichtsabdeckung. Unverständlich für uns, war doch Frankreich, besonders hier in der Region Grand Est, doch durch den Virus schlimm getroffen worden.
















Der Zugang für die beiden Dieseltanks für die Umluftheizung war abgefallen, der wurde auch neu befestigt.






Das war nur eine Kleinigkeit.
















Und, da ich schon einmal dort unten am Wühlen war, wurde direkt die neue Wasserfilteranlage eingebaut.





Ein mehrstufiges Verfahren sichert uns eine verlässliche Trinkwasserqualität im gesamten  Bordnetz.


Ich hatte allerdings vergessen, dort unten im Untergrund ein Foto zu machen, daher nur das symbolische Bild.













Und über eine dazugehörige App kann über Bluetooth der Ladestatus überwacht werden.




Und über eine Einbindung über WLAN kann das sogar von zu Hause aus geschehen.




Ist doch Super, oder?











                                              




                         






















Und dann wurde der Umbau im Cockpit gestartet, da es draußen am Regnen war. Das Echolot funktionierte in den letzten Wochen und Monaten nur unzuverlässig.

Da ich es damals zum Testen gebraucht erworben hatte entschied ich mich direkt für ein neues System.

Dieses zeigt mir nicht nur die Tiefe, sondern auch die Geschwindigkeit über Grund an.

Aus der selben Serie erstand ich auch einen Windanzeiger, der nebenan eingebaut werden soll.


















Mit dem Erscheinen der Sonne wurden die Arbeiten nach Außen verlegt.




Hier hatte ich ein Paar Halter für das Bimini montiert. So können wir es sicherer Parken, wenn es wegen niedriger Brücken oder beim Anlegen unter Bäumen stören sollte.















Die Außeneinheit vom Windanzeiger wurde montiert, jetzt haben wir hier eine verlässliche Anzeige, wo die Windböen herkommen, wenn wir uns Schleusen oder Anlegestellen nähern.






















Und der metallene Bordwanddurchlass für das Abgasrohr wurde montiert, auch hier eine bessere Lösung, als das Provisorium, das ich im Winter dort angebracht hatte.




















Draußen auf der Saône fuhr dann später tatsächlich ein erstes Hotelschiff vorbei, wir waren ganz erstaunt.




















Georgies Wildblumenbeet blühte schön auf, nur das sie davon nichts mitbekommt, die Rückkehr aus Australien ist wegen der Pandemie unmöglich.























Ein Zeitungsartikel über den Hafen, das Bild zeigt unseren "richtigen" Hafenmeister John, der auf der anderen Seite des Erdballes festhängt.


John, wir vermissen Dich.


















Wir waren absolut alleine unterwegs, weit und breit kein anderes Boot zu sehen.






















Am Ufer suchten wir uns dann eine geeignete Anlegestelle aus, Bäume für Schatten brauchten wir nicht, nur eine Möglichkeit, unsere Festmacher am Ufer anbinden zu können.




















Auch gegenüber totale Ruhe. Voll in der Pampa, wie wir dann immer sagen.




















Unser kleiner Bordgrill wurde nach der Winterpause einem Testlauf unterzogen, auch er funktionierte einwandfrei.
























Ein paar Schwäne näherten sich unserer Anlegestelle, etwas an Brotresten gab es bei Touristenbooten immer zu bekommen.

Später sind wir dann zurück in den Hafen nach Auxonne gefahren.